Der Einladung vom Sales Manager und Önologen des Weinguts Finca Los Anrandinos, Oscar Alegre, sind wir 2010 mit einer gesunden Portion Skepsis und auch Neugierde gefolgt. Beim Besteigen des Fliegers überwog aber wohl die Neugier und natürlich auch die Aussicht auf ein paar interessante Tage im wunderschönen Rioja-Gebiet. Schon die Autofahrt mit Oscar und Herrn Alvarez höchst persönlich als unser Chauffeur und „Tourguide“ durch das hügelige Rioja-Gebiet war ein spannendes und aufschlußreiches Erlebnis. Wir konnten dabei nicht nur die wunderschöne Landschaft bestaunen, sondern wurden auch noch über die Familien- und Entwicklungsgeschichte des spanischen Weingutes informiert.
Konnten bei diesem einzigartigen und sehr ungewöhnlichen Projekt auch in der Tat erstklassiger Wein aus Rioja produziert werden? Denn hier sollten Kellerei, Hotel, Restaurant und Spa in Einem und an einem Ort entstehen mit dem Ziel auf experimentierfreudige Art und Weise Weinbau und gastronomische Tradition der Rioja-Region zusammen- sowie weiterzuführen. Bei der Ankunft in Logrono machte sich erste Ernüchterung breit: Auf dem seichten Hügel zwischen unter vollen Trauben stehenden Weinbergen ergoss sich der Blick auf eine überdimensionale Baustelle. Doch die strahlenden Augen und der Enthusiasmus unserer beiden Begleiter ließ sich nicht trüben und so wurden wir in den gerade fertiggestellten noch rar möbelierten Besprechungsraum geführt. Anhand von ausführlichen Entwürfen und Weinexpertisen wurde uns sowohl das Hotel- und Restaurantprojekt als auch die ersten fertigen Weine vorgestellt. Bei einer Führung durch den Rohbau konnten wir erahnen welch traumhaftes Schmuckstück an Hotel mit einer der schönsten Aussichten für jeden Weinliebhaber –direkt auf die Weinberge- hier entstehen würde. Und auch der bereits fertige Weinkeller ließ nun keine Zweifel mehr über die Sorgfalt, das Know How und die Leidenschaft aufkommen, mit der hier beste Rioja-Weine entstehen. Eine anschließende Probe endete in unserer ersten Order des Rioja Crianza aus Tempranillo Trauben und dem Weißwein aus der dort weit verbreiteten Viura Traube. Der sehr gute Verkaufserfolg bestätigte unsere Entscheidung. Mittlerweile erstrahlt auch das Hotel, Restaurant und Spa in vollem Glanz. Für das exklusive Restaurant konnte man Diego Rodriguez, der u.a. im weltbekannten Restaurant 'El Bulli' bei Ferran Adrià kochte, gewinnen. Aber im Gegensatz zum Erfinder der Molekularküche möchte der Maître des Los Arandinos nicht auf Molekulares setzen, sondern die kulinarische Tradition der Region verfeinern und in Höchstform servieren.
So wie auf der kulinarischen Seite dieses Projekts wird natürlich auch das önologischen Walte in erfahrene Hände gelegt, denn die Familie Sáenz Álvarez ist seit über 40 Jahren im Weinbau tätig und kann dabei auf 14 ha eigene Weinberge zurückgreifen. Und mit Oscar Alegre und seiner Frau Eva Valgañòn hat man zudem zwei Mitarbeiter und Weinmacher gewonnen, deren Erfahrung dazu beiträgt das beachtliche Potential der herrlichen Weinbergslagen auszuschöpfen. Beide haben sich ganz bewusst gegen die Arbeit in einer der großen Rioja-Kellereien, sondern für diese spannende Aufgabe in familiärer Atmosphäre und Professionalität entschieden.
Wie gut man die beiden Bereiche Wein und Gastronomie zu kombinieren versteht, kann man am besten erfahren wenn man des abends nach einem sonnigen Tag in dieser herrlichen Region ganz entspannt ein hervorragendes, landestypisches 4-Gänge-Menü mit begleitenden Weinen im hauseigenen Restaurant genießt.
Eine Krönung unserer erlebnisreichen Reise waren dann die letzten 2 Tage in Bilbao, die wir dort noch vor unserem Heimflug verbrachten. Diese Stadt gibt einem das Gefühl im Louvre zu übernachten und das bei einer 5-Sterne deluxe Vollpension. Denn diese Stadt verströhmt ein Esprit und eine Lebenslust gepaart mit kulturellen Schätzen und kulinarischen Genüssen, dass man nicht mehr heim will. Nach dem Besuch des Gugenheimmuseums kann man die gesammelten Impressionen wunderbar in einer der unzähligen Bars sacken lassen und dabei die delikaten Pinxos der einzelnen Köche genießen. Denn hier im Baskenland finden rund um diese kleinen Köstlichkeiten große Meisterschaften und Wettbewerbe statt und der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Also ein Genusserlebnis vom ersten bis zum letzten Tag, mehr davon bitte!